Der Übergang von der Jugendhilfe ins selbstständige Erwachsenenleben
stellt für Care Leaver eine der größten Herausforderungen dar. Während Gleichaltrige oft bis weit in ihre Zwanziger auf familiäre Unterstützung zählen können, müssen junge Menschen aus stationären Einrichtungen diesen Schritt meist mit 18 Jahren bewältigen. Die professionelle Begleitung in dieser kritischen Phase entscheidet maßgeblich über den weiteren Lebensweg. Dieser Artikel beleuchtet die spezifischen Herausforderungen beim Übergang ins Erwachsenenleben und zeigt auf, wie Jugendhilfe-Einrichtungen Care Leaver begleiten und ihnen einen erfolgreichen Start ermöglichen können.

Die besondere Situation von Care Leavern verstehen
Care Leaver sind junge Menschen, die einen Teil ihres Lebens in stationären Erziehungshilfen verbracht haben. Mit Erreichen der Volljährigkeit endet größtenteils die Unterstützung durch die Jugendhilfe – ein Zeitpunkt, der für viele zu früh kommt. Während ihre Altersgenossen durchschnittlich erst mit 25 Jahren das Elternhaus verlassen, stehen diese jungen Menschen bereits mit 18 vor der Aufgabe, ihr Leben vollständig selbst zu organisieren.
Die Statistiken zeigen die Tragweite dieser strukturellen Benachteiligung: Care Leaver haben ein drei- bis vierfach höheres Risiko für Wohnungslosigkeit und sind doppelt so häufig von Arbeitslosigkeit betroffen wie ihre Altersgenossen. Etwa 40 Prozent brechen ihre erste Ausbildung ab, und jeder Dritte leidet unter psychischen Belastungen. Gleichzeitig verfügen sie seltener über stabile soziale Netzwerke, emotionale Unterstützung und finanzielle Rücklagen. Diese Ausgangslage macht eine professionelle Hilfe für junge Erwachsene beim Übergang von der Jugendhilfe ins Erwachsenenleben unerlässlich. Ohne angemessene Begleitung droht vielen der soziale Abstieg, obwohl sie das Potenzial für eine erfolgreiche Lebensgestaltung hätten.

Zentrale Herausforderungen beim Übergang in die Selbstständigkeit
Der Weg in die Selbstständigkeit ist für diese jungen Menschen mit zahlreichen Hürden verbunden. Die Komplexität dieser Herausforderungen erfordert ein tiefes Verständnis der spezifischen Problemlagen. Nur wenn Fachkräfte diese Besonderheiten kennen, können sie
Care Leaver begleiten
und nachhaltig unterstützen.
Emotionale und psychosoziale Aspekte
Der Auszug aus der Jugendhilfe bedeutet oft den schmerzhaften Verlust vertrauter Bezugspersonen und gewohnter Strukturen. Die emotionale Belastung dieser Transition wird häufig unterschätzt, dabei prägt sie maßgeblich den weiteren Verlauf. Viele junge Erwachsene kämpfen mit Verlustängsten, tiefer Einsamkeit und dem überwältigenden Gefühl der Überforderung. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für jene mit traumatischen Erfahrungen in der Herkunftsfamilie, die nun erneut mit Trennung und Neuanfang konfrontiert werden. Die fehlende emotionale Rückendeckung, die andere junge Menschen selbstverständlich durch ihre Familien erfahren, muss bei Care Leavern durch professionelle Begleitung und neue Beziehungen kompensiert werden.
Praktische Alltagskompetenzen
Viele alltägliche Fähigkeiten müssen Care Leaver sich bewusst aneignen. Folgende Bereiche stellen besondere Herausforderungen dar:
- Haushaltsführung und Budgetplanung
- Behördengänge und Antragsstellungen
- Gesundheitsvorsorge und Arztbesuche
- Mietverträge und Wohnungssuche
- Versicherungen und bürokratische Pflichten
Ohne adäquate Vorbereitung und Hilfe für junge Erwachsene kann der Alltag schnell zur Überforderung werden.
Bildung und berufliche Perspektiven
Care Leaver brechen überdurchschnittlich häufig ihre Ausbildung ab. Die Gründe sind vielfältig: fehlende Unterstützung, finanzielle Notlagen oder Doppelbelastungen. Gleichzeitig ist eine abgeschlossene Ausbildung der wichtigste Schutzfaktor gegen Armut. Die Stabilisierung der Bildungsbiographie muss daher ein zentrales Ziel sein, wenn Einrichtungen junge Menschen in dieser Phase unterstützen.
Finanzielle Herausforderungen
Mit dem Ende der Jugendhilfe müssen Care Leaver ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten. Die meisten verfügen weder über Rücklagen noch über familiäre Unterstützung. Die Beantragung von Sozialleistungen stellt eine zusätzliche Hürde dar. Schulden können schnell in eine Abwärtsspirale führen.
Ansätze für eine gelingende Begleitung beim Übergang von der Jugendhilfe ins Erwachsenenleben
Erfolgreiche Übergangsbegleitung erfordert ein durchdachtes Konzept, das verschiedene Unterstützungsebenen verknüpft. Die folgenden Ansätze haben sich in der Praxis bewährt.
Frühzeitige Vorbereitung und Verselbstständigung
Die Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben sollte nicht erst kurz vor dem 18. Geburtstag beginnen, sondern als kontinuierlicher Prozess über mehrere Jahre angelegt sein. Erfolgreiche Konzepte setzen bereits mit 14 oder 15 Jahren an und intensivieren die Förderung schrittweise. Trainingswohnungen innerhalb der Einrichtung oder betreute Außenwohngruppen bieten geschützte Räume, in denen Jugendliche erste Erfahrungen sammeln können. Hier können alltägliche Kompetenzen wie Kochen, Wäschewaschen, Einkaufen oder Budgetplanung unter fachlicher Anleitung erprobt werden. Die jungen Menschen lernen dabei aus Fehlern, ohne dass diese existenzielle Konsequenzen haben. Diese Form der begleiteten Verselbstständigung gibt Sicherheit, stärkt das Selbstvertrauen und reduziert Ängste vor dem endgültigen Auszug.
Flexible Übergangsgestaltung
Starre Altersgrenzen werden individuellen Entwicklungen nicht gerecht. Die
Hilfe für junge Erwachsene nach § 41 SGB VIII ermöglicht eine Fortsetzung der Unterstützung bis zum 21. Lebensjahr. Diese Option sollte proaktiv genutzt werden, um den Übergang von der Jugendhilfe ins Erwachsenenleben
bedarfsgerecht zu gestalten.

Aufbau tragfähiger Netzwerke
Soziale Isolation ist ein großes Risiko für Care Leaver. Erfolgreiche Programme fördern:
- Kontakte zu Vereinen und Freizeitgruppen
- Patenschaften mit Ehrenamtlichen
- Peer-Unterstützung durch ehemalige Care Leaver
- Verbindungen zu Nachbarschaftshilfen
Diese Netzwerke ergänzen die professionelle Begleitung über das Ende der Jugendhilfe hinaus.
Nachbetreuung und Rückkehroptionen
Der Übergang verläuft selten gradlinig. Einrichtungen sollten auch nach dem formalen Ende ansprechbar bleiben. Niedrigschwellige Beratung, Ehemaligentreffen oder Krisenhilfe geben Sicherheit und verhindern Abstürze.
Erfolgreiche Praxisbeispiele und ihre Wirkung
Die Wirksamkeit professioneller Begleitung zeigt sich in zahlreichen Erfolgsgeschichten und wissenschaftlichen Studien. Junge Menschen, die umfassend auf ihre Selbstständigkeit vorbereitet wurden und kontinuierliche Hilfe für junge Erwachsene erhielten, haben deutlich bessere Chancen auf eine stabile Lebenssituation. Sie erreichen häufiger höhere Bildungsabschlüsse, sind seltener von Arbeitslosigkeit betroffen und bauen tragfähigere soziale Beziehungen auf. Die Wahrscheinlichkeit für Wohnungslosigkeit sinkt um über 60 Prozent, wenn Care Leaver systematisch begleitet werden.
Besonders bewährt haben sich ganzheitliche Ansätze, die alle Lebensbereiche einbeziehen und junge Menschen unterstützen, ohne sie zu bevormunden. Die Kombination aus praktischer Alltagsunterstützung, emotionaler Begleitung und struktureller Absicherung schafft optimale Voraussetzungen für einen gelingenden Start. Einrichtungen wie LIFE Jugendhilfe zeigen, dass durch individuell angepasste Konzepte und engagierte Fachkräfte auch unter schwierigen Ausgangsbedingungen positive Entwicklungsverläufe möglich sind. Ihre langjährige Erfahrung und innovative Ansätze tragen dazu bei, dass junge Menschen den Übergang erfolgreich meistern.
Perspektiven für die Zukunft
Die Begleitung von Care Leavern beim Übergang von der Jugendhilfe ins Erwachsenenleben bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Neben pädagogischen Konzepten braucht es strukturelle Verbesserungen: bezahlbarer Wohnraum, bessere Übergänge zwischen Hilfesystemen und Entstigmatisierung.
Die Investition in qualifizierte Begleitung zahlt sich aus – für die Betroffenen und die Gesellschaft. Einrichtungen wie LIFE Jugendhilfe leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie jungen Menschen Chancen auf eine selbstbestimmte Zukunft eröffnen. Mit der richtigen Unterstützung können aus Care Leavern selbstbewusste Erwachsene werden, die ihren Platz in der Gesellschaft finden.

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